Freitag, 18. Januar 2013

Holz statt Brot —
und keine Männer im Winter!

Sieht auf den ersten Blick aus wie ein kunstvolles Brot, wird in Wirklichkeit aber mein neues Honigschild — aus Holzmehl:

Mein neues Honigschild für die Haustür.

Der Holzteig ist total klasse und sehr billig selber zuzubereiten: Einfach Sägemehl mit Tapetenkleister und einem Schuss weißem Holzleim vermischen, bis daraus eine mürbeteigähnliche Masse entsteht, die man gut kneten kann. Lässt sich super verarbeiten und wird — je nachdem wie viel Holzleim beigefügt wurde, nach dem Trocknen auch sehr fest.

Ich hab's noch nicht ausprobiert, aber da der Holzteig eine Konsistenz wie Plätzchenteig hat, lassen sich daraus sicher mit Ausstechformen auch schöne Holzplätzchen machen (z. B. als Weihnachtsbaumschmuck) — oder Lebensmittel für den Kaufmannsladen.

Der einzige Nachteil, für den ich bis jetzt noch keine Lösung gefunden habe: Während des Trocknens bilden sich stellenweise Stockflecken, und der rohe Holzteig lässt sich nicht lange aufbewahren, weil er schnell schimmelig wird. Mein Sohn hat neulich den Rest in einer Kunststoff-Dose gefunden und mich gefragt, ob ich mir ein flauschiges Kätzchen züchten wolle . . . ;-)

Vielleicht hat da jemand von euch einen Tipp, oder will mal einen Versuch starten? Vielleicht, wenn man den Tapetenkleister mit Essig, statt mit Wasser anrührt? Oder die Teile zum Trocknen bei kleiner Temperatur in den Backofen legt? Wer eine Idee hat, bitte her damit.

Der grobe Entwurf.

Eines meiner lieben Mädchen am Weihnachtstag.
Am 24. Dezember war es bei uns so mild,
dass sich die Damen vereinzelt herausgewagt haben.

Susi hatte mich gestern in ihrem Kommentar gefragt, ob es tatsächlich keinen einzigen Kerl unter den Damen gibt: Nein, im Winter gibt es wirklich keine Männer. Das sind reine Frauenhäuser, alles Schwestern, mit nur einer Mutter. Die unnützen Männer werden schon vorsorglich im Herbst rausgeschmissen, damit sie im Winter nicht die kostbaren Vorräte verbrauchen. Man nennt das "Drohnenschlacht".

Die Herren haben während ihres Bienenlebens nur eine einzige Aufgabe: die junge Königin während ihres Hochzeitsfluges, den sie nur einmal in ihrem Leben antritt, zu begatten. Das schaffen nur wenige von ihnen, der übrige Rest wird im Spätsommer/Herbst von den Arbeiterinnen rausgeschmissen.

Und die wenigen Drohnen, die zum Schuss gekommen sind, die müssen auch gleich nach dem Akt sterben, denn ihre Geschlechtsorgane werden dabei rausgerissen. Der nächste Drohn, der die Königin befruchten will, muss den Eingang erstmal von den genitalen Resten des Vorgängers befreien.

Im Flug sammelt die Königin so einen Vorrat von bis zu 10 Millionen Spermien von etwa 10 bis 20 verschiedenen Drohnen. Das reicht für ihr ganzes königliches Leben. Eine Königin kann 4 bis 5 Jahre alt werden und muss in dieser Zeit fast pausenlos Eier legen — bis zu 2000 pro Tag! Es gibt während des Jahres nur eine kurze Eierlege-Unterbrechung, wenn es draußen zu kalt ist.

Bei der Eiablage kann die Königin bestimmen, ob ein Ei befruchtet wird oder nicht. Aus den befruchteten Eiern entstehen die Arbeiterinnen, aus den unbefruchteten die Drohnen. Und deshalb machen sich die Damen im Frühjahr, wenn es wieder wärmer wird, einfach wieder neue Männer! Praktisch, oder?

13 Kommentare:

Angelika Poe hat gesagt…

also herrlich Raphaela, das liest sich wie ein Roman, einfach sehr lehrreich und für mich ohne jegliche Bienenkenntnisse sehr interessant, aber auch sehr derb sind sie untereinander, aber die Natur weiß bestimmt was da richtig ist und was nicht...

weiterhin viel Freude und vor allem Ernteerfolg und mal sehen, wie dein neues Schild aussieht letztendlich...

guten Tag und lG Geli

Perlenhuhn hat gesagt…

Hallo,

meine Tochter hat vor ca 2 Jahren im Kindergarten aus dem Holzteil Äpfel und Birnen geformt. Diese Anhänger habe ich immer noch und sie sind nicht geschimmelt. Ich glaube, sie haben die wie Salzteig im Ofen getrocknet. Ich hatte damals gefragt, wie die das gemacht haben. Soweit ich mich erinnere, haben die Leim und Sägespäne gemischt. Sonst nichts.

VG, Steffi

Raphaela hat gesagt…

Wenn die Teile völlig durchgetrocknet sind, dann passiert auch nichts mehr, dann ist das ewig haltbar. Aber während des Trocknens haben sich kleine Stockflecken auf dem Schild gebildet.
Ich habe vor ein paar Jahren mal Marionetten-Teile aus dem Teig gemacht. Die sind auch nicht geschimmelt und sehen immer noch gut aus. Ich weiß nicht, was diesmal anders war. Vielleicht war es während des Trocknens zu kalt?
Viele Grüße,
Raphaela

RitaGri hat gesagt…

Du hast ein schöner Schild gebastelt!
Bei uns gibt es in einem Volkslied(vierreihige Versen) gesagt, dass man die Bienen am Weihnachtsabend hören geht, wenn sie schön singen, wird der Sommer schön.
Und-haben sie am 24.gesungen?
LG
Rita

Raphaela hat gesagt…

Rita, das scheint ein schönes Lied zu sein. Kannst du es übersetzen?

Ich war sehr froh, dass ich sie an Weihnachten summen gehört habe, weil ich mich ja immer sorge ob sie den Winter überstehen. Ob das ein Lied war, konnte ich nicht so richtig hören. Ganz bestimmt war es eines! :-)
Viele Grüße,
Raphaela

RitaGri hat gesagt…

Das war auch im Lied gesagt, dass ich frei übersetzt habe.
Und das auch, wenn sie zu Weihnachten summen, sind sie am Leben und werden dann im Sommer arbeiten, und dann wird auch der Sommer schön, nicht war?!
Bei uns wird die kommende Nacht für die Bienen hart sein, es wird um 20 Grad, an manchen Orten bis 24 angesagt.

Raphaela hat gesagt…

Da fröstelt es mich schon und ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich das nur lese. Ganz so kalt ist es bei uns nicht, zum Glück.

Unknown hat gesagt…

Hallo du Süße, Dein Schild ist ja honigsüß! Aber ist das dann auch wasserfest (falls es im Sommer doch mal regnet?)
Habe mir gerade kurz überlegt, ob ich es den Bienen nachmachen soll und die Männer den Winter über rausschmeißen... neee, wär dann doch auch nicht das Richtige ;0)
Auf jeden Fall möchte ich auch um nix auf der Welt Bienenkönigin sein.
Da "schaffe mer" doch lieber - gelle!?
Knuddels Astrid

Svanvithe hat gesagt…

Liebe Raphaela,

wie geht es den Mädels denn gesundheitlich? Wie viele Völker haben die Milbe überlebt?

Dein Schild finde ich echt klasse, aber Tipps zum Aufbewahren des Holzteiges habe ich leider keine.

Ansonsten waren deine Ausführungen zu den Drohnen höchst interessant. Obwohl ich ihre "Dienstverpflichtung" kenne, lese ich Informationen darüber immer wieder gern.

Die Bienenkönigin ist schon eine taffe "Person", allerdings würde ohne ihre Damen und (einmalig) Herren ja nichts laufen.

Fröhliche Grüße

Anke

hexhex-design hat gesagt…

Den Teig müsste man doch in einer Folie oder Tüte im Kühlschrank aufbewahren können oder? Vielleicht sogar einfrieren?
Es wäre Schade, den Rest wegzuschmeissen.
Danke für den ausführlichen Bericht über die Königin.
LG Lesley

Raphaela hat gesagt…

@Astrid: Das würde ich dir nicht empfehlen, sie alle rauszuschmeißen, denn du wärst ja nicht in der Lage, dir ohne Besamer neue zu machen. :-)

Ohne Behandlung ist das Schild nicht wasserfest. Ich werde es dick vorstreichen, dann bunt bemalen und dann nochmal mit einer Schutzschicht Lack überziehen.

@Anke: Ich fürchte, ein Volk wird es nicht überstehen. Ich traue mich bei den Temperaturen aber auch nicht, so genau nachzusehen. Wenn nur eines überleben sollte, dann kann ich mir ja wieder neue machen. Und eins von den den fünfen wird es bestimmt schaffen, das orange Volk, dafür sind die auch etwas aggressiver, als die Nachbarinnen. An Weihnachten flogen die Bienen von vier Völkern aus. Das blaue Volk schwächelt oder lebt nicht mehr. :-(

@Lesley: Ja, vielleicht im Kühlschrank? Ich hatte den Holzteig in einer verschlossenen Plastikdose so rumstehen. Das sah später sehr eklig aus. Ich hab ihn dann gleich zusammen mit der Dose entsorgt. Der Tipp mit dem Einfrieren ist auch nicht schlecht. Danke dafür.

Viele Grüße und euch allen ein schönes Wochenende
wünscht euch Raphaela

Buentchen hat gesagt…

Hallo Raphaela,

danke für die Erklärung, so ähnlich hatte ich das schon mal gehört, aber nicht mehr genau gewusst.

"Und die wenigen Drohnen,..... müssen auch gleich nach dem Akt sterben, denn ihre Geschlechtsorgane werden dabei rausgerissen."
Oh Gottogottogott! Mensch, unsere Männer wissen gar nicht, welch Glück sie mit uns haben!

Was dein Stockfleckenproblem betrifft... ich denke auch, du müsstest den "Teig" schneller trocknen lassen. Eben evtl. bei kleiner Hitze, 60 - 100°C im Backofen.
Vllt. hilft es auch schon, wenn du den Teig auf einem Kuchengitter trocknen lässt und an einen sehr warmen Ort stellst. So kann die Luft von oben und unten dran und die Feuchtigkeit verdunstet schneller. Noch ein Tipp: in die extrem dicken Stellen von hinten mit einem Schaschlikspieß kleine Löchlein stechen, damit der Teig schneller trocknet. So machen wir das bei Tonsachen.

Aufbewahrung Tupperdose und Kühlschrank find ich gut.
Wenn wir mit Pappmachee arbeiten, dann hält das auch nicht soo lange.
Liegt wohl am Kleister... und das stiiinkt!!

Liebe Grüße und festes Daumendrücken für deine Bienchen,

Susi

Eusebia Blumenstengel hat gesagt…

Beeindruckend so ein Bienenvolk.. danke für die spannende "Reportage"- so genau wusste ich das bisher nicht. Bienen haben schon was :-) und ich hoffe nun noch mehr auf einen nicht allzu kalten Winter. Letztes Jahr im Frühjahr hatte ich so ein schönes Erlebnis...ich saß in einer der ersten schönen Frühlingsstunden auf meinem Balkon als so ein kleines Bienchen sich,wohl noch etwas schwach?, ein knappes Viertelstündchen auf meiner Hand ausruhte. Eine tolle Gelegenheit sich so einen Flieger mal ganz aus der Nähe zu betrachten.. war echt schön. Zum Teig: auch ich würde das gute zeug einfrieren. Sieht übrigens sehr toll aus dein Schild!
Und wie bin ich froh, dass dir Frau Tränenherz gefällt!!! :-) Sie ist auch ne Nette ;-) Meine Tränenherzsamen liegen hier noch und kommen auch erst bei günstigem Mond ins Töpfchen...wir werden säen, sehen...wie auch immer. Hab ein schönes Wochenende!

Herzensgruß Ines Eusebia Blumenstengel